Nach dem vor kurzem angekündigten Rücktritt Theresa Mays hat das Rennen um ihren Posten schon begonnen. Dabei ist der Ex-Außenminister Boris Johnson ein heißer Kandidat.
Der Ex-Minister, der schon in der Vergangenheit mit seiner speziellen extrovertierten Art aufgefallen ist, hat jedoch eine ganz andere Vorstellung von dem Umgang mit der Brexit-Thematik.
Seine Herangehensweise ist eindeutig weniger kooperierend als Mays. Er geht selbst in die Offensive. Er meint nämlich, er würde, sobald der Brexit vollzogen wäre, die noch zu zahlende Summe von 44 Milliarden Euro, die in Teilzahlungen noch auf viele Jahre aufgeteilt ist, zurückbehalten. Dies ist ein riskantes Vorhaben, wenn man bedenkt wie viel für das Vereinigte Königreich am Spiel steht.
Außerdem ergeben sich einige Problempunkte im Zusammenhang mit seinem Vorhaben:
· Als das von ihm genannte Druckmittel kann diese Aktion nicht wirklich fungieren, da die EU konsequent abgeneigt ist die Verhandlungen über den Brexit zu eröffnen und somit geht dies ins Leere.
· Die von ihm genannten Zahlen sind auch eine ganz persönliche Interpretation, denn eigentlich hätte Großbritannien sogar zirka 100 Milliarden Euro Schulden. Er hatte sich ja schon im Zuge der Kampagne zum Brexit-Referendum als Zahlenjongleur etabliert, als er sich bei den Aussagen, wie viel das Vereinigte Königreich pro Woche an die EU zahle, um ungefähr 100 Millionen Pfund zugunsten seines Argumentes verschätzt hatte.
· Solch ein Nicht-Einstehen für Schulden könnte verheerende Wirkungen auf den Ruf Großbritanniens haben. Der Ruf als internationaler Handelspartner wäre dahin.
· Es wäre natürlich auch ein feindlicher Akt gegen die EU. Weiters wäre somit jegliches Vertrauen zwischen diesen Zweien nachhaltig gestört und sicherlich jahrelang auf Eis gelegt.
Abschließend muss man sagen, dass Johnson immer schon ein Mann der vielen Worte war – manchmal zu vieler. Zwischen Wahlpropaganda und Ernstgemeintem war bei ihm nie klar zu unterscheiden. Dies macht ihn aber eindeutig unberechenbarer als Theresa May und somit wird man ihm in Zukunft Aufmerksamkeit schenken müssen.