Eine mögliche Auswirkung des Brexit, die vor allem Unternehmer verängstigt, sind mögliche neue Produktstandards im UK. Diese berühren fast jeden Bereich des täglichen Lebens und sind bei Freihandelsabkommen heutzutage meist viel wichtiger als Zollsenkungen, wie sich zB jüngst bei Ceta und Jefta gezeigt hat. Was hilft es einem auch, wenn man für die Einfuhr zwar nur mehr wenig bis gar nichts mehr bezahlt, sein Produkt aber nicht absetzen kann? Sei es, weil dafür eigene Zertifizierungen notwendig sind oder weil kaum jemand ein Produkt kauft, dessen Normen nicht zu den von anderen Produkten passt, was vor allem im technischen Bereich der Fall ist.
Allerdings lohnt es sich zu fragen, welchen Sinn es für das UK haben würde, von den etablierten Produktstandards abzuweichen. Immerhin leidet die britische Wirtschaft schon genug unter der dauernden Unsicherheit, die der Brexit mit sich bringt. In einem aktuellen Bericht zitieren die Salzburger Nachrichten dazu Scott Steedman, den Direktor der British Standards Institution: „Mir fällt kein Bereich ein, wo durch den Brexit bestehende Standards konkret in Gefahr wären“. Es bestehe "kein Interesse von irgendjemandem im Vereinigten Königreich, den Status quo, also bestehende EU-Standards, zu kippen, niemand will das".
Außerdem hängen EU-Normen in Europa nicht zwingend mit der EU zusammen. Viele werden von europäischen Normungsverbänden festgesetzt, in denen das UK durch den Brexit nicht automatisch seine Mitgliedschaft verliert. Es gebe laut Steedman auch keine Bestrebungen, aus diesen auszutreten, denn das ergebe „schlicht keinen Sinn“.
Quelle: https://www.sn.at/wirtscha ft/oesterreich/zerbrechen-mit-dem-brexit-auch-die-normen-69467584